Es geht in den Untergrund. Thies Arndt entfernt die Metall-Abdeckung, da hört man in der Tiefe Wasser plätschern. Eine Leiter führt hinab, wo sich die Elektronik befindet: Am Ende der Straße Im Dorfe ist das neue Hauptpumpwerk in Betrieb genommen worden.
Für Ostrohe ist es ein Schritt nach vorne: Die Gemeinde hat ihre alte Klärteichanlage aufgegeben und leitet das Schmutzwasser künftig nach Heide, wo es im Klärwerk gereinigt wird. Mit dem Bau einer Druckrohrleitung schuf der Abwasserzweckverband (AZV) Region Heide die Voraussetzung. Dafür investierte er mehr als eine halbe Million Euro. AZV-Mitarbeiter Thies Arndt beschäftigt die Technik des Pumpwerks. Am geöffneten Schaltkasten der Anlage erläutert er die für einen Laien kompliziert anmutende Funktionsweise der Komponenten: „Wichtig ist die Steuerung. Sie regelt alle Abläufe und meldet automatisch, wenn etwas nicht in Ordnung ist.“
Digital macht sich Ostrohe, seit 2019 Mitglied im AZV, abwassertechnisch auf den Weg in die Zukunft. Lange wurde das alte Netz betrieben. Es handelte sich um ein Mischsystem von Schmutzwasser und Regenwasser. Da im Verbandsgebiet aber beide Sorten Abwasser getrennt voneinander unterirdisch durch die Rohre fließen, musste die Struktur umgestellt werden. „Wir haben ein Rohr für das Schmutzwasser dazulegt“, erklärt der stellvertretende Fachbereichsleiter Torben Tetens die Maßnahme. Auf einer Länge von 650 Metern entstand unter der Straße im Dorfe ein neuer Kanal mit einem Durchmesser von 25 Zentimetern. Dieser leitet das Schmutzwasser zur neuen Pumpstation. Von dort aus führt eine 2500 Meter lange Druckrohrleitung die Abwassermengen zum AZV-Netz an die Hamburger Straße, ehe sie in einem Freigefällekanal zum Zentralklärwerk am Heider Friesenweg weitergeleitet werden.
Beide bauliche Vorhaben begleitete das Kieler Ingenieurbüro IPP. Zuletzt landete das Ostroher Abwasser in der gemeindeeigenen Kläranlage an der Grenze zum Landschaftsschutzgebiet. Nachdem es die Kammern durchlaufen hatte, floss es in den Vorfluter. Die regelmäßige Entsorgung verursachte hohe Kosten, zumal der Klärschlamm nicht uneingeschränkt auf landwirtschaftliche Felder aufgebracht werden durfte. Laut Bürgermeister Harald Sierks dient die außer Betrieb genommene Anlage jetzt als Regenrückhaltebecken. Für die notwendige Sanierung hätte die Kommune viel Geld in die Hand nehmen müssen. Die 415 Haus- und Grundstücksbesitzer im Ort müssen sich auf eine Neuerung einstellen: Schmutz- und Regenwasser werden künftig getrennt abgerechnet. Bisher zahlen sie lediglich für das Schmutzwasser, das im und am Haus in die Kanalisation fließt. Künftig entrichten sie den Preis, der im Verbandsgebiet für alle Haushalte gilt; nämlich jährlich 2,30 Euro pro Kubikmeter. Für das Niederschlagswasser werden 30 Cent pro Quadratmeter im Jahr je bebauter und befestigter Grundstücksfläche fällig.
Quelle: Boyens Medien
Fotos: Ulrich Seehausen